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5. Tag
16. Juli 2002
Troyes - Saint André les Vergers - Saint Germain - Bouilly - Villery - Auxon (Verlassen der route Nationale) - Ervy le chatel - Chessy les Prés – (wunderschöne Waldstraße) - Flogny la Chapelle (Überquerung Armonçon) - Les Millois - Bernouil - Vézannes - Collan - Chablis (ja von hier kommt der Chablis ; Weinberge soweit das Auge reicht) – Préhy - Saint Cyr les Collans - Vermenton (entlang Fluß Cure) - Lucy s.Cure - Arcy s.Cure - Saint Moré - Voutenay s.Cure – Sermizelles - Blannay - Asquins - Vézelay
Von Troyes (F)

Um etwas Zeit zu gewinnen, brechen wir ohne Frühstück um 8:30 Uhr zur nä chsten Etappe auf. Wir fahren noch einmal durch die verwinkelte Altstadt, machen ein paar Fotos von den einzigartigen Fachwerkhäusern und versuchen, in der Kathedrale einen Stempel für unseren Pilgerausweis zu bekommen. Leider vergeblich, alles ist noch geschlossen. Wir fahren zur nächsten großen Kirche. Auch hier haben wir kein Glück. Wir fahren weiter. Plötzlich merkt Jürgen, dass er seine Trinkflaschen und unsere gemeinsame Melone im Hotel vergessen hat. Also zurück zum Hotel. Da der Hunger sich langsam meldet, beschließen wir, bei McDonalds zu frühstücken. Für mich ist es der erste McDonalds Besuch in meinem Leben, es wird mit Sicherheit auch der letzte gewesen sein. Gegen 10:30 Uhr dann der zweite Start. Wir haben wertvolle Zeit verloren. Die ersten 35 Kilometer führen uns über die verkehrsreiche Nationalstraß e. Um diese so schnell wie möglich verlassen zu kö nnen, schlägt Gerd als "Leader" ein hohes Tempo a n . Ich höre Jürgen hinter mir ob dieses hohen Tempos fluchen. Ich erinnere ihn an unsere Trainingsläufe mit der Laufgruppe. "Wer lief immer - unter heftigem Fluchen der anderen - alleine vorneweg?" Sofort verstummt Jü rgen. Wir verlassen die Nationalstraße in Auxon und fahren über ruhige Landstraßen weiter in Richtung Süden. Wir sind begeistert von der herrlichen Hügellandschaft, die gekennzeichnet ist von Wald, Wiesen, Feldern und idyllisch gelegenen kleinen Ortschaften.

Unser Mittagspicknick halten wir auf dem Vorplatz des Rathauses des kleinen Dorfes Bertiault Mairie, von wo wir eine herrliche Weitsicht haben. Im Rathaus rührt sich keine Menschenseele, das Dorf ist wie ausgestorben. Lediglich das Läuten der Glocken zur Mittagszeit des gegenüberliegenden Kirchleins ist zu hören. Wir genießen diese Idylle und lassen uns unser Baguette mit Käse und Schinken schmecken. Als Nachtisch gibt es Nektarinen und Melone. Da es merklich wärmer wird, füllen wir an einem Brunnen unsere Wasservorräte auf und weiter geht's. 15 Nach 70 Kilometern erreichen wir das größte Weißweinanbaugebiet der Bourgogne um Chablis. Den malerischen Ortskern lassen wie leider links liegen, weil der nächste Anstieg bevorsteht. In Prehy finden wir eine Wasserquelle in den Weinbergen. Immer wieder müssen wir schwierige Anstiege bewältigen. Aber Dank sei Gott gibt es auch wunderschöne Abfahrten, die leider immer viel zu kurz sind. In Vermaton im Tal der Cure finden wir am Rande eines kleinen Kirmesplatzes Muße für unseren Nachmittagskaffee.

Bei strahlendem Sonnenschein und noch erträglichen Temperaturen nähern wir uns langsam unserem ersten großen Teilziel, Vezelay, dem Beginn des "Via Lemovicensis", einem der wichtigsten Pilgerwege des Mittelalters nach Santiago de Compostela. Aber noch ist Vezelay nicht erreicht. Obwohl schon über 120 km in den Beinen, erwartet uns noch ein gewaltiger Schlussanstieg von 4 Kilometern. Jedoch auch den bewältigen wir, zwar nicht gerade bravourös, aber auch nicht "aus dem letzten Loch pfeifend". Es folgt die übliche Prozedur: Billiges Hotel suchen, Gepäck abladen, duschen und "sich fein machen" fü r die Ortsbesichtigung bzw. für's Abendessen.

Vezelay, dieser hoch auf einem Berg gelegene Ort, zog schon im Mittelalter die Pilgermassen an. Jetzt sind es mehr die Touristen, die das Ortsbild prägen. Jedenfalls können wir kaum echte Pilger erkennen, um so mehr jedoch sieht man die Pilgerinsignien - Stab, Muschel und Kalebasse - mit denen man hier wohl gute Geschäfte macht. Über die steil nach oben führende Rue St. Pierre gelangen wir zum Wahrzeichen von Vezelay, der Kathedrale mit der Abteikirche Sainte Marie Magdaleine. Dort besichtigen wir in der Krypta die Reliquien der heiligen Maria Magdalena. Dass ein Stempelabdruck von Vezelay für unsere Pilgerausweise ein unbedingtes Muss ist, brauche ich wohl nicht besonders zu begründen. Wir erhalten unseren Stempel im nahe gelegenen Kloster, wo uns ein Mönch des Ordens "Konvent von Jerusalem" freundlich empfängt. Die 16 Mönche müssen wohl gerade ihr Abendessen eingenommen haben, denn in der Küche nebenan sehen wir einige Mönche, die sich mit dem Abwasch eines "Berges" von Geschirr beschäftigen. Ob sie noch nichts von Geschirrspülmaschinen gehört haben? Wir genießen noch den phantastischen Panoramablick auf die Wiesen, Wälder und Rebenhänge rund um Vezelay, bummeln noch ein wenig durch den geschichtsträchtigen Ortskern und kommen zum Höhepunkt eines wiederum ereignisreichen Tages. Als Ausgleich für das primitive McDonalds Frühstück leisten wir uns ein exzellentes französisches Essen mit Rotwein aus Vezelay. Hierbei kommt uns natürlich zugute, dass Gerd ein hervorragender Kenner der französischen Küche ist. Dass wir für dieses Essen ein paar Euro mehr hinlegen müssen, stört uns diesmal nicht so sehr, zumal das Ambiente ( u . a . ein uriger Innenhof) ebenfalls stimmt.

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